Überarbeitung und Verbesserung einer Martin Logan CLS2

In diesem Teil unserer Detailbeispiele geht es speziell um das Modell CLS2 von Martin Logan. Dieses Modell ist der Nachfolger der älteren CLS. Wie diese, weist auch die CLS2 gegenüber den anderen Martin Logan-Modellen, welche zumeist in Hybridbauweise ausgeführt sind, einige Besonderheiten auf.

1.    Teil: Allgemeines und Spezielles zur Technik der CLS2:

Die größte Besonderheit fällt schon beim reinen Betrachten auf: Die CLS-Baureihe sind sogenannte Vollbereichs-Elektrostaten (Vollbereichs-ESL); diese ESL-Bauart kommt ohne einen zusätzlichen Tieftöner aus, welcher bei den anderen ESL-Modellen ausschließlich die Schallwandlung des Tieftonbereiches übernimmt. Zudem sind sowohl die Folienfläche als auch die Proportionen dieser Fläche komplett anders, als es bei den am Markt wesentlich verbreiteteren Hybrid-Modellen mit Tieftöner üblich ist. Bei der Vollbereichs-Bauweise überträgt somit ausschließlich die Folie das komplette Frequenzspektrum, ohne die Unterstützung eines zusätzlichen, herkömmlichen Tieftöners im Bassbereich. Es gibt hier grob betrachtet also Parallelen zu konventionellen Ein-Wege Breitbandlautsprechern: Auch bei diesen wird ein sehr breitbandiges Signal über nur eine schwingende Fläche wiedergegeben. 

Die Vollbereichs-ESL Bauweise hat nun sowohl Vorteile als auch einen Nachteil

Der große Vorteil ist eine vom Bass bis zum Hochton sehr bruchlose, harmonische und vom Timing recht punktgenaue Wiedergabe. Dadurch bietet solch ein Lautsprecher speziell im Grundtonbereich (in welchem die Hybridmodelle meist ihren kritischen Schalldruck-Übergang vom Tieftöner auf die Folie haben) eine sehr klangfarbenstarke, plastische und sehr realistische Wiedergabe. Oder mit anderen Worten: Eine emotionale Musikalität der Wiedergabe, die kaum ein anderes Lautsprecherprinzip so hinbekommt.

Die den klassischen Ein-Wege Breitband-Lautsprechern oft nachgesagten Vorteile in Plastizität und Timing der Wiedergabe, finden in der CLS2 ihre positive Bestätigung. Hervorzuheben ist hierbei die völlige Abwesenheit der klassischen Nachteile, welche herkömmlichen Breitbändern sehr oft anhaften: Vor allem klangliche Verfärbungen durch Membranresonanzen, sehr mäßiger Tiefgang im Bassbereich oder eine (wegen kleiner Membranfläche) sehr begrenzte Dynamik, findet man bei intakten CLS2 Modellen nicht.

Der Grund für die Abwesenheit solcher klanglicher Verfärbungen der CLS2 gegenüber herkömmlichen Breitband Konus-Membranen, liegt zunächst an der äußerst dünnen Folie des Elektrostaten (0,006mm Stärke; weniger Material = extrem wenig Eigenresonanz) und zusätzlich daran, dass diese Folie aus einem einzigen Stück gleichen Materials besteht. So weist sie keine Klebeverbindungen zu anderen, mitschwingenden Teilen auf, wie dies bei typischen Konus-Lautsprechern der Fall ist (Membran, Staubschutzkappe, Schwingspulenträger, Zentrierspinne, etc). Es kann somit keine unterschiedlich schwingende und dadurch den Klang verfärbende Effekte geben. Es klingt somit deutlich homogener. 

Der andere Vorteil ist eine Folge der deutlich größeren Folienfläche, welche ein großer Vollbereichs-Elektrostat für ausreichend Wirkungsgrad benötigt, um Pegel mit  nötigem Folienhub zu verbinden. Denn es ist eine Eigenheit von ESL, dass sie mit  zunehmender Folienfläche immer musikalischere Klangeigenschaften entwickeln. Plastizität, Klangvolumen und Souveränität steigern sich mit der Fläche, da für den gewünschten Hörpegel die Folie selbst weniger Hub leisten muss. Das minimiert die Verzerrungen und steigert die Transparenz.

Wie eingangs erwähnt, gibt es jedoch auch einen Nachteil

Da auch der Bassbereich hier komplett von der Folie wiedergegeben wird, werden dieser Folie bei pegelstarkem Tiefbass teils große Folienhübe abverlangt. Dies limitiert den maximalen Pegel, den  solch ein Vollbereichs-ESL wiedergeben kann, da es bei hohen Pegeln zu sehr hörbaren Verzerrungen kommen kann: Die Folie kann bei sehr starkem Hub an die Statoren anschlagen. Ein Problem, was ESL-Hybrid Modelle im Gegensatz dazu ja nicht kennen: Bei Ihnen filtert eine Frequenzweiche tiefen Bass vor der Folie weg und weist sie dem Tieftöner zu.

Wenn jedoch Musik mit überwiegend akustischen Instrumenten wiedergegeben wird, gibt es mit Vollbereichs-ESL der Größe einer CLS2 kaum Probleme. Da hier die Vorteile des Vollbereichs-ESL dann klar überwiegen, wird deshalb solch ein Vollbereichs-ESL wie die CLS2 bevorzugt von Liebhabern z.B. von Jazz- oder Klassikmusik benutzt. Hier kann die große Folie und ihre sehr plastische Spielweise ihre ganzen Vorteile überragend ausspielen.

Trotzdem ist es durchaus legitim, die CLS2 mit einem zusätzlichen Subwoofer im Frequenzgang nach unten zu erweitern. Auch gibt es die Möglichkeit, die CLS2 mittels aktiver oder auch passiver Filterung von den ganz tiefen Frequenzen unter z.B. 60Hz zu entlasten und dort nur einen Subwoofer einzusetzen. Ihrer Musikalität tut das keinen Abbruch.

Besonderheiten im Aufbau und der Revision von Martin Logan CLS2

Was an der CLS2 optisch sofort auffällt, ist die zu den anderen Martin Logan Modellen deutlich andere Segmentierung der Folie. Während bei den Hybridmodellen die schwarzen Segmentierungsstreifen ausschließlich horizontal die Folie in einzelne, auf unterschiedliche Resonanzfrequenzen abgestimmte Segmente aufteilt, gibt es bei der CLS2 zusätzlich zwei sehr lange, die Folie senkrecht durchlaufende Segmentierungsstreifen.

Mittels dieser vertikalen Streifen, entstehen links und rechts außen zwei große senkrechte Foliensegmente. Diese Segmente ergeben die größten schwingenden Folienflächen, welche in der damaligen Baureihe von Martin Logan eingesetzt wurden. Nur die später folgende CLX hatte größere, frei schwingende Foliensegmente. 

Der Grund für diese großen Flächen ist physikalisch einfach: Große Flächen haben mehr schwingende Masse und weniger Steifigkeit, was ihre Eigenresonanz zu tieferen Frequenzen verlagert. Oder salopp gesagt: Je größer die schwingende Folienfläche ist, desto tiefer ist der Bassbereich, den diese Folienfläche wiedergibt. Daraus erklärt sich auch, weshalb die Statoren der Martin Logan Hybrid-ESL nur kleine Segmentflächen aufweisen: Sie müssen keinen tiefen Bassbereich generieren, da dies der im Gehäuse zusätzlich eingebaute, konventionelle Tieftöner erledigt.

Wenn man sich nun den Stator und die Aufteilung der Foliensegmente anschaut, fällt an dem Aufbau zusätzlich etwas auf: Die vorderen Lochbleche der Statoren weisen keinen gleichmäßigen Radius auf. Der mittlere Bereich des Stators, in welchem ausschließlich die horizontalen Segmentierungsstreifen zu finden sind, ist stärker gewölbt als der Bereich links und rechts davon, wo sich die großen, senkrechten Foliensegmente befinden. Der Stator ist dort fast eben. Auch dies hat mit der speziellen Aufgabe der Bass-Segmente zu tun: Damit die gespannte Folie die für tiefen Bass nötigen Hübe ausführen kann, muss sie ausreichend Abstand zu den Statoren-Lochblechen haben. Bei gewölbter Ausführung, würde die Folie zu früh an den hinteren Stator anschlagen. 

Eine weitere Besonderheit der CLS2 ist, dass die beiden äußeren Bass-Segmente unterschiedlich breit sind und somit unterschiedlich viel Fläche aufweisen. Damit resonieren sie im Bass bei etwas unterschiedlichen Frequenzen, womit sie den abgestrahlten Schalldruck auf etwas unterschiedliche Tiefton-Frequenzen verlagern und nicht beide bei der gleichen Frequenz resonieren. Das würde sonst zu einer starken Betonung einer einzigen Resonanz im Bassbereich führen mit anschließendem Mangel ober- und unterhalb dieser Frequenz.

Das Vorgängermodell Martin Logan CLS hatte noch gleichbreite Bass-Segmente und das Problem, dass beide Segmente bei der gleichen Frequenz resonierten, was dort eine heftige Überhöhung im Frequenzgang brachte, was im Hörbertrieb sich als Dröhnen im mittleren Bassbereich äußerte. Deshalb wurde in Tests an diesem Vorgängermodell oft diese „single bassnote“ bemängelt, was sich in einer starken Betonung der Frequenz um 60Hz herum auch messen ließ. Daraus hatte Martin Logan Konsequenzen gezogen und beim Nachfolger CLS2 deshalb den Stator unsymmetrisch gestaltet, um diese Resonanz auf zwei Frequenzbereich etwas zu verteilen. Es zeigte sich, dass es das Problem minderte, aber nicht komplett löste. Die echte Lösung setzen wir jedoch im Zuge der Revision der CLS2 Modelle um.

2.    Teil: Revision und Optimierung der Technik einer CLS2:

Folie & Coating

Wie bei allen elektrostatischen Lautsprechern, ist auch bei der CLS2 der häufigste Defekt ein durch Alterung verschlissenes Coating auf den Folien. Das Coating macht die Folie überhaupt erst leitfähig für die Hochspannung, mittels welcher die elektrostatischen Eigenschaften des Lautsprechers erst gegeben sind. Grundsätzlich ist bei jeder Revision, so umfangreich sie auch sein soll, der erste Schritt immer der Folientausch. Wie auch bei den Martin Logan Hybrid-ESL, verwenden wir hierbei eine deutlich modernere und technisch bessere Folie, als sie original verwendet wurde. Diese Folie ist bei gleicher mechanischer Belastbarkeit fast nur halb so dünn und wesentlich flexibler als die etwas steife Originalfolie. Es wird dadurch nicht nur die bewegte Masse nochmals reduziert, was das Timing und das Auflösungsvermögen verbessert. Auch die Möglichkeit des „Stimmens“ der Folie mittels Segmentierungsbändern ist hier besser und präziser möglich. Hierdurch wird das Restproblem der „single bassnote“ auch nachhaltig gelöst.

Um ein akustisches Problem präzise und genau analysieren zu können, wird es zunächst messtechnisch bestimmt. Im Fall der CLS2 griffen wir zu einem erhöhten Messaufwand, wie ihn Martin Logan in der Entwicklung dieses Lautsprechers wohl selbst nie betrieben hat. Dafür wurde mittels Nahfeldmessungen in minimalem Abstand und unmittelbar vor den einzelnen Segmenten (damit andere, benachbarte Segmente nicht einstreuen können) die Frequenzgänge und somit die individuellen Grundresonanzen der einzelnen Folienbereiche gemessen. Hierfür waren sehr viele einzelne Messdurchläufe notwendig.

Alle Messungen mit ihren individuellen Abstimmungen abzubilden würde hier den Rahmen sprengen. Um jedoch die Grundproblematik der originalen CLS2 im Bassbereich zu dokumentieren, sehen Sie hier zwei Detailmessungen des breiteren der beiden Bass-Segmente. Es wurde je einmal im oberen und im unteren Bereich des Segmentes gemessen:

Man sieht recht deutlich, wo sich bei den auf Basswiedergabe abgestimmten Segmenten das Pegelmaximum bzw. die Resonanzfrequenz der originalen CLS2 befindet: Eine deutliche Schalldruck-Konzentration ist im Bereich zwischen den Terzbändern 40Hz bis 63 Hz sichtbar, was konstruktiv so gewollt war. Speziell die Messung im oberen Bereich des breiten Segmentes zeigt jedoch immer noch eine Schalldruck-Überhöhung um 50Hz, wenn auch nicht mehr so heftig wie die Spitze des Vorgängermodells bei 60Hz. Gegenüber der alten CLS also eine Verbesserung. 

Um diese Überhöhung bei der Revision diese möglichst ganz zu eliminieren war es also notwendig, zusätzliche Abstimm-Maßnahmen zu treffen bzw. die Abstimmung an sich zu modifizieren. Die geringere Biegesteifigkeit der neuen von uns verwendeten, flexibleren Folie erwies sich dabei als sehr hilfreich: Bedingt durch ihre geringere Steifigkeit, ergab sich sowieso eine tiefer abgestimmte Grundresonanz. Diese fiel praktisch schon zu tief aus, was ein „höherstimmen“ der Bass-Segmente erforderte. Um dies zu erreichen mussten zusätzliche, den Segmentierungsbändern ähnliche Abstützungen der Folie angebracht werden. Dies gab uns wiederum die Möglichkeit, durch Berechnung und anschließendem Versuchsaufbau einer CLS2, die Bass-Segmente so abzustützen bzw. abzustimmen, dass sich die Resonanzfrequenzen weiter und gleichmäßiger auf das Frequenzband verteilen ließen.

Die Energie der restlichen Bassüberhöhung der CLS2, konnten wir dadurch sehr gut auf einen deutlich weiter gestreckten Frequenzbereich verteilen. Der Effekt ist eine nicht mehr dröhnende, knackigere Basswiedergabe, ein auch nach unten ausgedehnter Frequenzgang und ein allgemein harmonischeres Bassverhalten. 

Im mittleren Bereich des Stators, in welchem sich die horizontalen Segmente zur überwiegenden Abstrahlung der mittleren und hohen Frequenzbereich befindet (die kleineren Foliensegmente also), haben wir durch Berechnung und Versuch ebenfalls die Abstände und Segmentgrößen verändert, was eine wesentliche Linearisierung des Frequenzgangs im Frequenzbereich über 800Hz brachte. Auch die obere Grenzfrequenz konnte dadurch ausgedehnt werden, was gegenüber dem Ausgangszustand mit der dicken Folie, ein deutliches Plus an Offenheit und Transparenz brachte. Der ganze Lautsprecher spielt durch die neue Abstimmung  wesentlich ausgewogener, die Betonung um 50Hz im Bass und bei 1kHz im Mittelton ist nun abgestellt, der für originale CLS2 typische, relativ frühe Abfall des Schalldruck zu hohen Frequenzen ist nun Geschichte und der Lautsprecher spielt frei, offen, unaufdringlich, schnell und knackig und verleiht Stimmen und Instrumenten nun noch deutlich mehr Natürlichkeit.

Im Zuge der Revision der Statoren, wird von der originalen CLS2 letztlich nur das Lochblech der Statoren weiter verwendet. Alle Halte- und Segmentierungsbänder, die Beschichtung (Coating) und die Hochspannungsführung werden komplett erneuert und mit alterungsbeständigerem Material als das originale, wieder neu aufgebaut.

Revision und Verbesserung der Elektronik

Erster Schritt ist hier immer der Ausbau der Platinen und deren gründliche Reinigung. Durch die Hochspannungsladung in der Elektronik, wird über die Jahre eine Unmenge an Staub, Ruß und andere Partikel aus der Luft angezogen, welche sich auf der Oberfläche niederschlagen. Da sich die Patina aus Schmutz oberflächendeckend auf den Platinen niederschlägt, brückt sie dadurch auch eigentlich voneinander getrennte Bereiche. Speziell im Hochspannungsteil kommt es wegen der hohen Betriebsspannung der CLS2 so zu Ausgleichsströmen zwischen den separierten Bauteilen, was eine schleichende Entladung mit sich bringt: Bei Hochspannung wird auch Schmutz und Ruß zum elektrischen Leiter.

Bei der eigentlichen Überarbeitung der Elektronik von elektrostatischen Lautsprechern, steht der Austausch alter Bauteile zunächst immer im Vordergrund. Meist ist dies schon nötig, weil die verwendeten, originalen  Kondensatoren in der Ausführung als Elektrolyt-Kondensator (Elko) nach 10 bis 20 Jahren auf Grund von Alterung nicht mehr ihre Sollwerte aufweisen. Folglich stimmt damit auch die ursprüngliche Abstimmung nicht mehr und es kommt zu hör- und messbaren Fehlern im Frequenzgang. Dem Modell CLS2 wurden zwar diese Elkos erspart, jedoch hat sich seit dem Datum des Erscheinens der CLS2, auch auf dem Bauteilemarkt die Qualität deutlich weiter entwickelt. Der Austausch der vorhandenen Kondensatoren gegen neue, moderne und klanglich wesentlich verlustfreier spielende Bautypen, ist hier immer von klanglicher Verbesserung gekrönt. Da hierfür und für die Reinigung der Platinen, diese sowieso ausgebaut werden müssen, lässt sich in diesem Zuge auch ein großer Schwachpunkt der Elektronik ausmerzen: Die für die hier fließenden Ströme zu niedrigen Querschnitte der Leiterbahnen auf der Platine.  

Die CLS2 ist einer der impedanzkritischsten Lautsprecher von Martin Logan. Im Hochtonbereich sinkt ihr Impedanzverlauf bis auf 0,8 Ohm ab, was angesichts der hohen Frequenz und der in diesem Frequenzbereich recht niedrigen Energie, heutzutage zum Glück kein unlösbares Verstärkerproblem ist. Insgesamt jedoch zeigt es, dass die CLS2 eher viel Strom vom angeschlossenen Verstärker fordert. Da dieser erhöhte Strom auch über die Leiterbahnen der Platine muss, wurde der Querschnitt der Leiterfläche durch eine Gitterstruktur erhöht:

Leider ist auch dieser Querschnitt nicht völlig ausreichend, wodurch es zu einer starken Erwärmung in diesem Bereich kommen kann, inklusive brauner Verfärbung der Platine.
Um ausreichend Leiterquerschnitt sicherzustellen, löten wir auf besonders hoch belastete Leiterbahnen zusätzlich Punkt-zu-Punkt Verbindungen aus OFC-Lautsprecherkabel auf. Dadurch vervielfachen wir den vorhandenen Leiterquerschnitt zwischen diesen Verbindungen, was sich klanglich in hörbar besserer Dynamik zeigt.

Abweichend von den meisten anderen Martin Logan-Modellen besitzt die CLS2 zwei Übertrager, um die vom Verstärker gelieferte, relativ niedrige Spannung hoch zu transformieren. Hierbei setzt der eine Übertrager überwiegend den Tieftonbereich in Hochspannung um, der zweite überwiegend die höheren Frequenzen. Da die meisten CLS2 Modelle ein single-wiring Anschluss, die beiden Übertrager auf der Platine aber elektrisch getrennte Anschlüsse haben, mussten diese Anschlüsse intern miteinander verbunden werden. Die hierfür verwendete, dünne 0,5mm² Leitung, wird in diesem Zuge auch gegen ein OFC-Kabel mit 2,5mm² Querschnitt ausgetauscht.

Linearisierung der Impedanz einer Martin Logan CLS2 

Die größte Hürde im Betrieb einer Martin Logan CLS2 ist nicht unbedingt ihr eher bescheidener Wirkungsgrad („Empfindlichkeit“), welcher den Einsatz von Verstärkern mit höherer Leistung voraussetzt.
Das definitiv größere Problem ist der als kritisch zu bezeichnende, „kapazitive“ Verlauf der Impedanz dieses Lautsprechers. Dadurch wird zusätzlich zu der benötigten, hohen „Wirkleistung“ (das ist die Leistung, welche tatsächlich vom Lautsprecher umgesetzt werden kann), dem Verstärker eine recht große „Blindleistung“ abgefordert (die dagegen nichts zur Leistung beiträgt, die vom Lautsprecher umgesetzt werden kann).

Diese Blindleistung muss aber trotzdem vom Verstärker aufgebracht werden und belastet ihn auch hörbar. 

Der Grund hierfür liegt darin, dass kaum ein Lautsprecher den für einen Verstärker idealen Verlauf eines Widerstandes aufweist. Denn dieser Verlauf wäre eine sogenannte „ohm`sche Last“: Die Darstellung des Widerstandes würde von den tiefsten zu den höchsten Frequenzen konstant bei einem festen Wert verlaufen, z.B. bei konstant 4 Ohm. Im Messdiagramm wäre dies eine gerade und horizontal verlaufende Linie.
In diesem Fall wären Strom und Spannung immer in Phase und die komplette vom Verstärker abgegebene Leistung wäre reine Wirkleistung. Das wäre das absolute Ideal.

Die CLS2 hat jedoch, wie quasi jeder Lautsprecher, keinen solchen linearen Impedanzverlauf. Ganz im Gegenteil: Verglichen mit anderen Lautsprechern (auch mit anderen Elektrostaten), weist sie einen ganz außerordentlich stark schwankenden Verlauf auf, was extreme elektrische Phasendrehungen zur Folge hat und sehr große Blindleistung vom Verstärker erfordert: Ihre Schwankungsbreite reicht von einem Maximum von 32 Ohm bei 50 Hz bis zu einem Minimum von 0,8 Ohm bei 13000Hz. 

Dabei ist das absolute Minimum von 0,8 Ohm nicht mal das größte Problem, da bei der Frequenz von 13000Hz vergleichsweise wenig Energie im Musiksignal anfällt. Das Problem ist der riesen Unterschied zwischen dem Maximum und dem Minimum, also die Schwankung.

Mittels einer Schaltung, welche diesen kritischen Impedanzverlauf glättet, lässt sich das Problem jedoch wirksam entschärfen. In der Praxis zeigte sich, dass sich durch diese Entlastung des Verstärkers nicht nur der Klang sehr deutlich steigerte.

Es war sogar zu verzeichnen, dass Verstärker welche sich bei hohem Pegel an solchen Elektrostaten in die Schutzschaltung verabschiedeten, unter der Verwendung einer Linearisierung dies nicht mehr taten. Die Reduzierung der anfallenden Blindleistung, entlastet in der Praxis also deutlich den Verstärker. Die sehr deutliche, klangliche Steigerung ist also auf die Entlastung zurückzuführen.

Dies ist selbst mit sogenannten „Verstärkerboliden“ sehr gut hörbar, welche als sehr laststabil gelten und die auch ohne Impedanz-Linearisierung an einem ESL nie in Schutzschaltung gehen. Also selbst Verstärker der Topliga profitieren klanglich durch bessere Auflösung, exaktere räumliche Darstellung, Natürlichkeit, Präzision im Bassbereich und Timing sehr deutlich von der nun leichteren Last.

In der folgenden Messung der CLS2 sieht man nun anschaulich die Wirkung der Linearisierung. Zum Vergleich wurde hier der originale Verlauf und der linearisierte Übereinander gelegt:

Man sieht sehr gut, wie es die starke Spitze bei 50Hz komplett glättet und das Maximum auf 6,5 Ohm geglättet wird. Da die Schwankung nur noch einen Bruchteil der originalen Welligkeit darstellt, dreht sich auch die elektrische Phase nur noch in geringem Umfang. Somit wird die CLS2 zur recht erträglichen Last für den Verstärker.

3.    Zusammenfassung:​ 

Diese ganzen, über Jahre der Arbeit an Martin Logan CLS2 gesammelten und erprobten Maßnahmen, dienen nicht nur der reinen Instandsetzung dieses ESL. Alle Maßnahmen, sowohl die tiefgreifenderen als auch die Arbeiten im Detail, sind eine deutliche Verbesserung der klanglichen und elektrischen Eigenschaften dieses technisch ziemlich einzigartigen Lautsprechers.

Auch wenn die CLS2 unverkennbar die ihr eigenen, positiven Klangeigenschaften einer absolut bruchlosen, tonalen Wiedergabe beibehält, steigern die Modifikationen im Zuge einer Revision ihre musikalischen Fähigkeiten deutlich.
Insgesamt steigert sich ihr Auflösungsvermögen über den kompletten Übertragungsbereich signifikant. Die Basswiedergabe profitiert durch die neue Segmentierung sehr, so dass die typischen Problemfrequenzen wesentlich entschärft werden. Das ganze Klangbild wird gestrafft, gewinnt zugleich aber deutlich an Klangfarbe und Ausdruck. Die räumliche Abbildung gewinnt an Tiefe und Abbildungsgenauigkeit, was man an einer körperhafteren Darstellung abgebildeter Stimmen und Instrumente wahrnimmt.

Durch die Modifikationen im Bereich der Elektronik, wird der Lautsprecher deutlich dynamischer, detailreicher und zudem elektrisch belastbarer.
Eine Linearisierung der Impedanz macht diesen ESL zudem für eine breitere Auswahl an Verstärkern betreibbar. Selbst der Einsatz geeigneter Röhrenverstärker ist nun möglich, was die räumliche Performance nochmals weiter steigert und einen stundenlang an die Wiedergabe solch eines Lautsprechers fesseln kann.

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